Queere Jugendhilfe

iSie möchten sich als Fachkraft zu geschlechtlicher und sexueller Vielfalt informieren oder fragen sich, wie Sie die Anliegen queerer Kinder und Jugendlicher besser berücksichtigen können?


Der Queere Erst-Beratungs-Koffer ist Ihre Anlaufstelle in den Hilfen zur Erziehung, um Kinder und Jugendliche im LSBT*IQ-Spektrum und ihre Angehörigen bestmöglich zu unterstützen. Hier ist der Link:

Unsere Bitte an Sie:

 

Sehr geehrte Fachkräfte und Mitarbeiter*innen der Sozialen Dienste und der Wirtschaftlichen Hilfen.

 

Wir freuen uns, wenn Sie sich entschließen, mit uns im Sinne der jungen Menschen und für deren beste Entwicklung zusammenzuarbeiten.

Sie sind vermutlich auf gleich & gleich e.V. aufmerksam geworden, weil wir der Träger sind, der diese spezialisierte Form der Betreuung in Deutschland etabliert hat, wofür wir vor vielen Jahren mit dem Bundesinnovationspreis geehrt wurden. Somit haben wir die längste und größte Erfahrung in der stationären Begleitung junger lesbisch, schwuler, trans*, inter und queerer Menschen in Deutschland.

Wir werden oft für die hohe Qualität unserer Arbeit und unser Engagement für die jungen Menschen gelobt und freuen uns, immer wieder auch betreuungsresistente Jugendliche motivieren und reaktivieren zu können, um mit uns eine Zukunftsperspektive zu Entwickeln.

 

Natürlich schaffen wir das nicht alleine. Die Zusammenarbeit mit Ihnen ist von größter Wichtigkeit. Deshalb wende ich mich mit der Bitte an Sie, uns bei einem ganz bestimmten Thema zu unterstützen, das gerade für unsere jungen Menschen von besonderer Relevanz ist.

 

Bitte respektieren Sie den gewählten Namen und das gewählte Pronomen der jungen Menschen, die wir betreuen.

 

Die Identitätsfindung ist für die jungen Menschen, deren sexuelle Orientierung und/oder geschlechtliche Identität jenseits von Heteronormativität liegt, von zentraler Wichtigkeit. Das Ablegen eines Vornamens, der manche jungen Menschen schmerzlich mit einer Vergangenheit verbindet, die sie als hochgradig traumatisierend erlebt haben, ist ebenso Teil des Entwicklungsprozesses, wie die Personenstandsänderung für jungen Menschen, denen ein Geschlecht und ein Pronomen zugewiesen wurde, das nicht Ihrer Identität entspricht.

 

Die jungen Menschen, die wir betreuen, haben oft aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und/oder geschlechtlichen Identität, Diskriminierung, Ausgrenzung, Mobbing und auch physische Gewalt erleiden müssen. Sie sind aus Ihren Familien verstoßen worden, Freund*innen haben sich abgewandt oder sind sogar zu ihren größten Peinigern geworden. Für viele unserer jungen Menschen gab es keinen sicheren Ort mehr… weder Zuhause, noch in der Schule oder in der Freizeit. Sie fühlen sich oft alleine… ihr Vertrauen wurde so oft von Menschen enttäuscht, denen sie sich verbunden fühlten.

 

Die Suizidrate ist bei unseren Jugendlichen 6 Mal höher als bei anderen gleichaltrigen Kids.

 

Laut verschiedener Umfragen erleben im Durchschnitt:

92% unserer Jugendlichen oft über viele Jahre verbale Gewalt,

41% Cybermobbing,

48% Körperliche Gewalt,

30% Gewalt gegen Ihr Eigentum.

 

Unsere jungen Menschen haben besondere Bedürfnisse und Bedarfe, um psychisch stabil zu werden, Selbstwert und Selbstbewusstsein auszubauen und eine Chance auf Re-Integration in die Gesellschaft zu bekommen.

 

Sie können helfen, indem Sie den gewählten Namen und das gewählte Pronomen unserer jungen Menschen respektieren.

 

Oft müssen die Jungen Menschen Dokumente aus Ihrem Haus, an anderen Stellen als Nachweis vorlegen. Sie können sicherlich nachvollziehen, wie erniedrigend es für die jungen Menschen ist, wenn sie irgendwo öffentlich erklären müssen, warum bspw. ihre momentane äußere Erscheinung nicht dem Namen auf dem Bescheid entspricht. Sie können dafür sorgen, dass den jungen Menschen solche verletzenden und diskriminierenden Situationen erspart bleiben.

 

Es gibt für Sie keine rechtlichen Bedenken, die jungen Menschen auch vor einer gerichtlichen Namensänderung bei ihrem Wunschnamen zu nennen oder ihren gewählten Vornamen und das gewünschte Pronomen auch im Schriftverkehr zu benutzen.

Hierzu rechtliche Informationen von der Juristin Maria Sabine Augstein:

 

Rechtliche Grundlagen zur Nutzung eines anderen Vornamens oder Pronomens:

 

Im Gesetz besteht nur in zwei Fällen eine Verpflichtung, den gesetzlichen

Namen anzugeben.

  1. Als Zeugin/Zeuge vor Gericht bezieht sich die Wahrheitspflicht (§§ 153 ff

Strafgesetzbuch - StGB) auch auf die Angaben zur Person, also auch auf den gesetzlich

geführten Namen.

  1. Nach § 111 Ordnungswidrigkeitengesetz

Dabei geht es um die Identitätsfeststellung durch die Polizei bei der Ermittlung in einer Straftat.

Irrelevant, da es hier nicht um eine Ermittlung in einer Straftat geht, Ihnen der gesetzliche Name ohnehin bekannt ist und in der Akte vermerkt ist.

 

Rechtsgrundlagen über Schriftverkehr und Bescheide mit gewähltem Vornamen und Pronomen vor einer Gerichtlichen Namensänderung:

Folgend werden die infrage kommenden Straftatbestände kurz dargestellt:

 

1) Urkundenfälschung, § 267 StGB

267 StGB kennt drei Formen der Urkundenfälschung:

  1. Das Herstellen einer unechten Urkunde

Das Herstellen einer unechten Urkunde bedeutet die Ausstellung einer Urkunde durch eine

andere Person als die in der Urkunde als Aussteller genannte Person.

 

  1. Das Verfälschen einer echten Urkunde

 Das Verfälschen einer echten Urkunde liegt vor, wenn eine andere Person als die Ausstellerin

/ der Aussteller nachträglich Veränderungen in der Urkunde vornimmt.

 

  1. Der Gebrauch einer unechten oder verfälschten Urkunde

 

Die Tat muss zur Täuschung im Rechtsverkehr geschehen, und hierbei muss sich die Täuschung auf eine rechtserhebliche Tatsache beziehen (Schönke/Schröder Kommentar zum

StGB 28. Auflage 2010, § 267 Rdnr. 87 a).

 

a) Die Tat muss sich auf öffentliche Urkunden, Bücher, Dateien oder Register beziehen.

Öffentlich ist eine Urkunde usw. aber nur dann, wenn sie für den Verkehr nach außen

bestimmt ist und dem Zweck dient, vollen Beweis für und gegen jedermann zu erbringen

(Schönke/Schröder § 271 StGB Rdnr. 8). Beispiel: das Grundbuch.

 

b) Die Falschbeurkundung muss sich auf rechtserhebliche Tatsachen beziehen, d.h. auf

Tatsachen, die für die Entstehung, Erhaltung oder Veränderung eines öffentlichen oder

privaten Rechts von unmittelbarer oder mittelbarer Bedeutung sind (Schönke/Schröder § 271

StGB Rdnr. 18).

 

c) Die Falschbeurkundung muss sich gerade auf den Teil der Urkunde beziehen, für den die

öffentliche Urkunde Beweis erbringen soll (Schönke/Schröder § 271 StGB Rdnr. 20).

 

Es liegt also zu keinem Zeitpunkt der Strafbestand einer Urkundenfälschung vor, wenn Sie bspw. einen Kostenbescheid mit dem gewählten Vornamen und Pronomen versehen.

 

3) Betrug, § 263 StGB

Betrug setzt den Vorsatz voraus, sich oder einem Dritten durch Täuschung einen

rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen. Wenn aber auf die Leistung ein Anspruch

besteht, scheidet Betrug von vorn herein aus. Dieser Anspruch ergibt sich bereits aus dem Dokument (Beispiel -Kostenbescheid)

 

Sie möchten mit uns zusammenarbeiten, weil wir Expert*innen in der Betreuung lsbt*i*q- Jugendlicher und junger Erwachsener sind… bitte vertrauen Sie unserer Expertise und lassen Sie uns nun gemeinsam dafür sorgen, dass den jungen Menschen verletzende und diskriminierende Situationen erspart bleiben und sie eine gute Entwicklung machen können.

gleich&gleich e. V.
Kulmer Str. 16
10783 Berlin


 

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